Kulturforum möchte Mierendorff würdigen

Carlo Mierendorff (1897-1943) gehört zu den prägendsten Kräften Darmstadts in der Weimarer Republik und hat sich als Politiker, Künstler und Widerstandskämpfer um unsere Stadt verdient gemacht. In diesem Jahr, das mitten in die Zeit einer globalen Demokratie- und Vertrauenskrise fällt, wird er 120 Jahre alt – Grund genug, sich näher mit seinen klugen Ideen, seinem kreativen Schaffen und seinem unermüdlichen Engagement für die Republik auseinanderzusetzen.

Politiker, Künstler, Widerstandskämpfer

Den größten Teil seines Lebens verbrachte Mierendorff in Darmstadt. Als Schüler des Ludwig-Georg-Gymnasiums gründete er mit Klassenkameraden die expressionistische Zeitschrift Die Dachstube. Nach dem 1. Weltkrieg erfolgte der political turn, welcher sich in der Gründung der politischen Zeitschrift Das Tribunal und dem Eintritt in die SPD manifestierte. Mierendorff profilierte sich als undogmatischer Linker und Kämpfer gegen den Faschismus, der den Konflikt mit Nazi-Eliten offen austrug. 1930 wurde er für den Wahlbezirk Darmstadt in den Reichstag gewählt, wo er als Gegenpol zu Joseph Goebbels für politische Eklats sorgte. Nach seiner Verhaftung und Entlassung aus dem Konzentrationslager arbeitete er im Untergrundwiderstand, insbesondere im Kreisauer Kreis, bis er 1943 bei einem Luftangriff ums Leben kam.

Für einen festen Platz in Darmstadts Erinnerungskultur

Mierendorff ist eine schillernde Darmstädter Persönlichkeit und doch fehlt ihm eine seinen Verdiensten entsprechende Würdigung in seiner Heimatstadt. Dieses erinnerungskulturelle Defizit möchten wir gemeinsam mit der SPD beheben. Wir wollen das Jahr 2017 nutzen, um über Mierendorff aufzuklären und die Lehren seines Wirkens in die Gegenwart zu übertragen. Langfristig wünschen wir uns, eine Dauerausstellung etablieren zu können. Somit könnten wir Mierendorff einen prominenten und sichtbaren, einen festen und dauerhaften Platz in der Darmstädter Erinnerungskultur geben.

Erinnern an Mierendorff heißt Zukunft zu gestalten

Um diese Ziele zu erreichen und ein breiteres Bewusstsein für den Wert von Demokratie und Kunst sowie für die Notwendigkeit antifaschistischen Engagements zu schaffen, wollen wir mit Künstlern, Historikern und Politikern sowie der Friedrich-Ebert-Stiftung zusammenarbeiten. Außerdem wollen wir ins Gespräch mit der Bürgerschaft kommen. Erinnern an Carlo Mierendorff heißt nämlich nicht, isoliert die Vergangenheit zu bewundern, sondern bürgernah und demokratisch die Zukunft mitzugestalten.